Straßenkinder in Kamerun
In Kamerun leben aktuell rund 25 Millionen Menschen von denen 42% unter 15 Jahre alt sind. Besonders in den Großstädten Yaoundé und Douala, mit jeweils mehr als 2,5 Millionen Einwohnern, findet man eine beachtliche Anzahl an Kindern und Jugendlichen, die aus verschiedenen Gründen (Armut, fehlende familiäre Unterstützung, körperliche oder geistige Behinderung, Tod der Eltern) weder eine grundlegende Schul- noch eine Berufsausbildung besitzen. Ein Großteil dieser Kinder und Jugendlichen ist obdachlos und lebt mittellos auf den Straßen. Ohne Perspektive bleibt ihnen außer dem Betteln nur die Kriminalität oder der gefährliche Weg sich in Richtung des „verheißungsvollen Paradieses“ jenseits des Mittelmeeres aufzumachen.
Bei Familienbesuchen in Kamerun, insbesondere in Douala, haben aus Kamerun stammende Vereinsmitglieder die traurige Realität der Straßenkinder oft hautnah erlebt. Viele dieser Kinder haben wir auf diese Weise über mehrere Jahre kennengelernt und bisher, trotz unserer eingeschränkten Möglichkeiten, durch kleine Spenden, unterstützt. Dieses sporadische Schenken hilft jedoch nur, den täglichen Bedarf für den Moment zu decken, ändert aber nichts an der Lebenssituation der Kinder und ermöglicht langfristig kein unabhängiges Leben. Stattdessen möchten wir diesen Straßenkindern Hilfe zur Selbsthilfe geben, sodass sie selbst ihre Lebenssituation strukturell und nachhaltig verbessern können.
Betreuungsstätte
Um der Bevölkerungsgruppe der besonders benachteiligten Straßenkinder eine Perspektive zu geben langfristig am Wirtschaftswachstum des Landes teilzuhaben, ist es unerlässlich, ihnen eine Chance auf eine wettbewerbsfähige Ausbildung einzuräumen und den Zugang zu einem Arbeitsplatz zu ermöglichen. Trotz einer vergleichbar hohen Einschulungsrate von 79% und einer allgemeinen Schulpflicht, beträgt der Anteil der Analphabeten an der Gesamtbevölkerung 25%. Zwar gibt es für die staatliche Grundschule keine allgemeinen Schulgebühren, dennoch müssen Schulmaterial (Hefte und Schulbücher), Uniformen und Pausenverpflegung von den Eltern gestellt werden. Waisen oder Kinder, deren Familien am Existenzminimum leben, erhalten keine staatliche Unterstützung. Damit bleibt ihnen oftmals der Zugang zur Schule und anderen staatlichen Einrichtungen verschlossen. An dieser Stelle möchte unser Verein Chancen für Alle e.V. zunächst ansetzen und eine Betreuungsstätte für Straßen- und Waisenkinder aufbauen um ihnen die Möglichkeit zu geben wieder regelmäßig am altersgerechten Schulbetrieb teilzunehmen.
In der Einrichtung, die in der Stadt Douala in Kamerun aufgebaut wird, sollen zunächst Kinder aufgenommen werden, die sich im regulären Schulalter von 6 bis 14 Jahren befinden. Wir wollen die Kosten für die Schulbeiträge und -material übernehmen. Neben kostenfreien Übernachtungsmöglichkeiten soll das Angebot regelmäßige Mahlzeiten, eine Hausaufgabenbetreuung und bei Bedarf auch Nachhilfeunterricht umfassen, um die Kinder an die Anforderungen des regelmäßigen Schulbesuchs wieder heranzuführen. Die Einrichtung wird durch unseren Verein Chancen für Alle e.V. finanziert und durch qualifizierte und erfahrene Pädagogen vor Ort betreut.
Ausbildungsstätte
Das langfristige Ziel von Chancen für Alle e.V. ist es, die Betreuungsstätte zu einem Ausbildungszentrum für handwerkliche und gewerbliche Berufe auszubauen und den eigenständigen Betrieb des Zentrums zu sichern. Dies umfasst die Organisation, Betreuung, Planung und Überwachung der Ausbildungsstätte sowie die Einrichtung von Partnerschaften mit lokalen Unternehmen und Vereinen für die spätere Integration der unterstützten Jugendlichen in den Arbeitsmarkt vor Ort. Das Ausbildungszentrum soll den Jugendlichen Chancen und Möglichkeiten bieten sich selbst eine Perspektive auf dem lokalen Arbeitsmarkt zu erarbeiten. Zudem kann unser Vorhaben langfristig einen Beitrag dazu leisten, den akuten und mittelfristigen wirtschaftlichen Fluchtgründen der bedürftigsten und noch jungen Jugendlichen in Kamerun entgegenzuwirken.